Die Fragen sind es, aus denen das, was bleibt, entsteht (Erich Kästner)

Die Bloggerblase

In An Manche on Oktober 11, 2007 at 8:23 am
[Foto: Cayusa]

Als beste Strategie, um auf seinen Blog aufmerksam zu machen, gilt das Setzen von Trackbacks und das Kommentieren von Artikeln anderer Blogs (und das damit verbundene Verlinken auf den eigenen Blog). Ein anderes Blog ist damit gleichzeitig Werbeplatform und Konkurrenz im Kampf um Aufmerksamkeit. Das führt dazu, dass ein grosser Teil von Kommentaren in Blogs – gerade bei bekannten Blogs – von anderen Bloggern gemacht werden.
Würden diese Blogger Artikel auch kommentieren, wenn sie nicht wüssten, dass sie damit ein paar Leser abgreifen können? Würden sie andere Blogs überhaupt lesen? Wie gross ist überhaupt der Anteil von Lesern, die nicht Teil der Blogosphäre sind?

Wenn die Vermutung zuträfe, dass Blogger sich zwar gegenseitig Aufmerksamkeit verschaffen, es ihnen aber nicht gelingt, andere Leserschichten ausserhalb der Blogosphäre zu erschliessen, befänden wir uns dann nicht in einer Blase? Gibt es eine Analogie mit dem Internet-Boom in den 90ern, als werbefinanzierte Startups Geld in Werbung investierten, die anderen werbefinanzierten Startups ihren Werbeetat finanzierten – mit dem Unterschied, dass die Währung Aufmerksamkeit heisst? Könnten erfolglose oder enttäuschte Blogger, die sich vom Bloggen wieder abwenden, eine Abwärtsspirale auslösen? Sind die rückgängigen Verlinkungen und das Dämmern des Blogblues Indiz für das baldige Platzen der Bloggerblase?

  1. Ist eigentlich wurscht, ob es die Blase gibt, ob sie platzt oder nicht, oder?

  2. Da ja kein Geld sondern nur Aufmerksamkeit vernichtet würde, ja, eigentlich schon.
    Könnte im positiven Fall dazu führen, dass Blogger sich weniger um sich selbst als um interessante Themen und Geschichten kümmern.

  3. wie gesagt schmutzige suchworte, bringen auch einen interessanten, weil quasi geshanghaiten traffic.

    ich glaube, das es normal ist, das aus dem establisment auch leute ausscheiden
    (die spreu sich vom weizen trennt?) , aber es geht doch, wie gesagt weniger um geld, was bestimmt einige frustriert, sondern um interessen und persönlichkeiten,, deswegen wird das Medium, das Werkzeug, blog sich weiterentwickeln,,, für die Zeitintensität, muß ich auch noch eine lösung finden
    und aufmerksam wurde ich auf blogs sobald ich das netz nach längerer pause wieder betrat

    zum wohl

  4. und rss euch, latürnich

  5. Blogger wären doch eigentlich keine richtigen Blogger, würden sie sich nicht ständig um sich selbst kümmern. Hörten alle Metablogger plötzlich auf, wäre die „Blase“ vielleicht schon geplatzt. Wenn jetzt noch alle aufhörten über Eva Hermans TV-Auftritt zu schreiben, könnten tatsächlich ein paar gute Geschichten übrig bleiben. Die allerings muss man derzeit mit der Lupe suchen. lieblnk könnte helfen, allerdings fehlt es dort noch etwas an Masse …

  6. Ich denke, es liegt auch daran, dass es viele Internetbenutzer gibt, die zwar über eine Suchmaschine auf einen interessanten Artikel stossen, aber nicht wissen, dass sie dann andere Artikel vom gleichen Author über RSS beziehen können. Und so kommt sie nicht mehr auf die Seite zurück. Bloggen und RSS sind immer noch auf eine relativ kleine Gruppe von webaffinen Lesern begrenzt. Trotz mehrerer Anläufe ist es mir bis heute nicht gelungen, meine Frau und meine Eltern von den Vorzügen eines RSS readers zu überzeugen.

  7. Ich möchte hiermit auf meinen Blog aufmerksam machen. Ist sehr interessant zu lesen, und schöne Bilder gibts auch.

  8. Das zum Thema Metablogging und Selbstreferenzialität.

    Und ja: Viele, die ihr Blog bekannt machen wollen, setzen Trackbacks. Aber nicht alle, die Trackbacks setzen, wollen Tausende von Besuchern auf ihrem Blog, sondern lediglich ihre Meinung bei einer Diskussion kundtun. Und genau diese Leser würden auch genau dann kommentieren, wenn sie wüssten, dass sie damit trotzdem keine zusätzlichen Leser bekommen. Zudem wird ein Trackback bei den großen Blogs total überschätzt. Da kommen dann vielleicht 3 Tage lang 10 Leute pro Tag mehr. Wow.

  9. @Sympatexter: ich gebe dir recht. Aber neue Blogs haben am Anfang vielleicht nur 1-2 Leser. Drei Trackbacks bei grossen Blogs macht dann schon 3 Tage lang 30 Leute, die bereits durch das Lesen anderer Blogs gezeigt haben, dass sie sich prinzipiell für Blogs interessieren und damit Stammleser werden könnten (mit grösserer Wahrscheinlichkeit als einer, der über Google kommt). Wenn du dir dann anguckst, wieviele neue Blogs täglich eröffnet werden, die ihre Leser suchen, dann ist es nicht verwunderlich, dass die Kommentare grosser Blogs auch gerne für ein wenig Eigenmarketing benutzt werden – ich sage „auch“, denn das Interesse an der Diskussion kann ja trotzdem nicht ausgeschlossen werden. Es könnte auch nicht nur um Leser gehen, sondern auch darum, von einem der „Grossen“ gelesen und verlinkt zu werden. Linkauthorität ist ja eine grosse Sache in der Blogosphäre!

  10. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass je länger man bloggt, man umso weniger auf die Zahlen schaut. Es ist einem irgendwann schlichtweg EGAL, denn man erkennt, dass diese Trackbackleser eben keine Stammgäste werden. Das Bloggen ist einfach ein Verdrängungswettweberb und kein Wohlfahrtsverein, und Aufmerksamkeit ein begrenztes Gut. Warum ist es Bloggern so wichtig, viele Leser zu haben? Hauptsache, sie haben die richtigen Leser. Sich eine Stammleserschaft aufzubauen, dauert einfach einige Zeit und viel Mühe.

    Zudem wird so ein Link bei einem A-Blogger auch überschätzt. Da klickt nämlich fast niemand drauf. Aber, zugegeben, das könnte eine Art Lemmingeffekt auslösen: Wird man bei Spreeblick verlinkt, könnte das auch andere Links nach sich ziehen. Und dann? Die wirklich beste Strategie, sein Blog bekannt zu machen, ist guter Inhalt. Dann kommen die Leser quasi von alleine. Sie verlinken dich und machen dich populär. Zudem ist ein Link in einem Beitrag eines anderen Bloggers viel wertvoller als ein schnöder Trackback, den man selbst irgendwo setzt.

    Auch wenn viele Blogs mehr Aufmerksamkeit verdienen: Man kriegt in der Blogosphäre nicht das, was man verdient, sondern was man sich erarbeitet.

  11. Zuerst einmal: deine Texte und deine Bilder gefallen mir wirklich gut. Freut mich, dass ich das entdeckt habe. Jetzt zu der „Bloggerblase“. Ich beobachte, dass der Anteil von Blog-Lesern, die nicht Teil der Blogosphäre sind, tatsächlich kleiner ist. Allerdings schwankt dies von Blog zu Blog, und Artikel zu Artikel sehr. Die meisten Kommentare werden sicherlich von Bloggern geschrieben. Ob diese Blogger nicht mehr kommentieren würden, wenn sie wüssten, dass sie damit keine Leser mehr auf ihren Blog lenken könnten, glaube ich nicht. Das Kommentieren ist einfach eine neue (An-) Gewohnheit, die bei den meisten Menschen noch keinen Platz in deren Tagesablauf gefunden hat – und bei Bloggern eben schon. Es stimmt, daß es sehr schwer ist, an andere Leserschichten außerhalb der Blogosphäre heranzukommen. Zwar versuche ich eigentlich hauptsächlich, Leser außerhalb der Blogosphäre zu gewinnen, aber das ist echt harte Arbeit. Blogs sind einfach bei den meisten Menschen noch zu unbekannt. Lesegewohnheiten ändern sich eben sehr zäh. Solange das so ist, rotieren die meisten Artikel und Themen immer nur in der Blogosphäre. Daher auch die Beliebtheit der Artikel über das Bloggen selbst. Ich denke aber nicht, dass wir uns damit in einer, bald platzenden, Blase befinden. Eher wird sich diese „Blase“ langsam, aber stetig ausdehnen. Ich sehe auch keine Analogie zu dem Internet-Boom. Die meisten kennen dieses Medium „Blog“ ganz einfach noch nicht und können für sich auch keine Vorteile darin entdecken. Finden dies eher viel zu arbeitsaufwendig. Fast wie irgendein schräges Hobby. Also mangelt es meiner Meinung nach eher daran, den Nutzen (welcher wäre das denn?) des Bloggens bekannter zu machen. Von der ganzen Aufmachung her und der Navigation sind auch die meisten Blogs (vielleicht meiner auch, was weiß ich?) für Leser, die zum erstenmal auf einen Blog stoßen, sehr verwirrend und eben nicht leserfreundlich. Wir haben uns an die ganze Aufmachung schon so gewöhnt, dass wir das gar nicht mehr bemerken. Gut macht das, finde ich, dagegen z.B. Beppe Grillo, http://www.beppegrillo.it, mit seinem „How to use the Blog“. Ich weiß nicht, ob das, was wir heute „Bloggen“ nennen, in ein paar Jahren noch so aussehen und genannt werden wird. Aber dass Medien, die jederzeit einen Rollenwechsel von Sender zu Empfänger (und umgekehrt) möglich machen, die nichthierarchisch und vernetzt sind, sich immer mehr verbreiten werden, denke ich schon.

  12. @Aki Arik: vielen Dank für dein Kompliment und deinen geistreichen Kommentar. Möglicherweise müssen sich Blogs tatsächlich verwandeln oder neue Elemente hinzufügen, um andere Leser ausserhalb der Blogosphäre auch in ihrer Vielfalt zu erreichen und konstruktive Kommunikation zu fördern. Du hast Recht, wir stehen ganz am Anfang.

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