Die Fragen sind es, aus denen das, was bleibt, entsteht (Erich Kästner)

Rausch

In An Manche on Juli 24, 2010 at 7:40 pm

Rausch

Mit Rausch ist das so eine Sache. Man kann ein Problem durch einen kräftigen Rausch nicht wirklich aus der Welt schaffen. Aber im Moment des Rausches ist das Problem verschwunden oder zumindest ins Lächerliche verzerrt. Leider taucht es zusammen mit dem Kater aus der Versenkung aus und nimmt wieder seine ganze Hässlichkeit und Grösse an. Es wurde nur verschoben.

Was aber, wenn man Rausch an Rausch reiht – wenn man das Problem immer weiter verschiebt, damit es nie wieder an einen herankommt, wenn man es für immer in die andere Welt verbannt beziehungsweise es nicht in die eigene rauschhafte Welt hineinlässt? Wer behauptet, dass Alkohol keine Probleme lösen kann? Wer behauptet, dass Realität nicht verweigert werden darf? Oder kommt sie doch immer wieder durch die kleinen Ritzen im Gehirn und vergiftet unsere Illusionen?

Dazu ein rauschhaftes Lied. Warum es „Die Schweigende“ heisst, erhellt sich mir nicht. Wer schweigt hier? Ist es die Göttin? Ist es die Libido? Oder nur die arme Gattin von einem der Besitzer der alten Männerknochen?

„Die Schweigende“ (1919/2009) [Download]

(Text: K.Tucholsky, Musik: M.Jung)

Das Lied steht unter Creativ-Commons-Lizenz. Bearbeitung und Verbreitung  ausdrücklich erwünscht! Mehr Tucholsky-Vertonungen hier.

  1. sehr schönes (und fast ein bisschen traurig-verstörendes) Lied. Vor allem der Hall, die Effekte, die Stimme gefallen mir gut. Perfektion im Detail!

  2. Gute Frage(n)! Dankeschön.

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