Wenn Kulturen sich begegnen und nicht bekriegen, verschmelzen sie. Und selbst wenn sie sich bekriegen, verändern sie sich gegenseitig. Aus zwei Kulturen entsteht eine neue. Aber ist das nicht auch irgendwie traurig? Schliesslich bleiben zwei kleine auf der Strecke um einer grösseren zu weichen. Manchmal verschwindet auch nur eine davon, wird von der anderen aufgefressen. Dann entsteht noch nicht mal etwas Neues. Und manchmal löschen sich Kulturen auch gegenseitig aus.
Eins und eins ist also manchmal eins, manchmal zwei, manchmal null, manchmal sogar mehr als zwei. Welches Ergebnis ist das wahrscheinlichste? Von was hängt das ab? Welches Ergebnis ist denn das wünschenswerteste? Und was passiert, wenn nur noch eine einzige Kultur übrig ist? Ist das überhaupt denkbar – oder zerfallen alle Kulturen zwangsläufig wieder in viele Kleine, die sich dann bekriegen und vereinen und wachsen und wachsen und irgendwann wieder zerfallen? Sind die einzelnen, die vielen kleinen Kulturen schützenswert – oder muss man hinnehmen, dass sie in anderen Kulturen aufgehen? Bergen also kulturelle Begegnungen den Keim der Zerstörung?
Man könnte das Wort „Kultur“ in diesem Text auch durch das Wort „Sprache“ ersetzen. Durch welche Wörter noch?
„Eins und Eins“ (2002) [Download]
[Text+Musik: M.Jung]
Das Lied steht unter Creativ-Commons-Lizenz. Bearbeitung und Verbreitung ausdrücklich erwünscht! Mehr gibt es hier.