Die Fragen sind es, aus denen das, was bleibt, entsteht (Erich Kästner)

Sind wir nicht alle Werber?

In An Manche on Januar 18, 2008 at 5:26 pm

Google macht eine sehr sorgfältige Trennung zwischen organischen Suchergebnissen und bezahlten Suchergebnissen. Organische Links werden nach Relevanz ausgewählt (was immer das sein mag), bezahlte Links (auch AdWords genannt) vor allem nach dem gebotenen Preis der Werber für Suchwörter.

Es scheint, dass Suchende aber mehr Vertrauen in die organischen Links haben (wahrscheinlich weil diese nicht explizit als Werbung deklariert sind). Als Ergebnis bildete sich ein ganzer Industriezweig: die Suchmaschinenoptimierer (SEO). Diese Leute entwickeln und verwenden Methoden, um die Links ihrer Kunden in der organischen Suche weiter oben erscheinen zu lassen. Das ganze scheint für viele Werber rentabler zu sein als für das Erscheinen von Werbelinks zu bezahlen. Google ist das natürlich ein Dorn im Auge, weil erstens die Relevanz organischer Ergebnisse kompromittiert wird und weil sie zweitens Werbeeinnahmen von Firmen verlieren, die sonst gezwungen wären, für das Erscheinen der Links zu zahlen. Und so entwickelt sich seit einigen Jahren ein Katz-und-Maus-Spiel: Google ändert den Suchalgorithmus, die SEOs passen ihre Methoden an.

Sind das – aus Sicht von Google – nicht verschwendete Energien? Und ist das überhaupt im Sinne der Benutzer, also derjenigen, die etwas Relevantes im Netz suchen? Die Suchqualität scheint zu sinken – ist die Zeit für etwas anderes gekommen?

Ich stelle deshalb mal einen ketzerischen Vorschlag in den Raum: warum schafft Google die Trennung in organische und bezahlte Links nicht einfach ab und lässt alle dafür zahlen, die Links zu ihrer Seite oben zu platzieren? Jeder kann seine Seite selbst anhand von Schlüsselwörtern indizieren und einen Preis nennen – wobei der Preis auch 0 Euro sein kann. Die Suche nach Schlüsselwörtern, für die sich niemand registriert hat, bleibt ergebnislos. Ansonsten werden die Ergebnisse in der Reihenfolge der aktuellen Gebote gezeigt. Wären die Ergebnisse wirklich schlechter als heute?

  1. Hatte das eigentlich als ernsten Vorschlag gemeint und hätte mich über eine Diskussion gefreut. Bin ich aber wohl der einzige 😉

  2. Hallo,

    entschuldige bitte, ich hatte das eher zynisch verstanden. Da kann man mal sehen wie sehr Humor differiert.

    Zu deiner Beruhigung sei festgestellt, dass Du garantiert nicht der Einzige bist der sich mit der Thematik auseinander setzt. Wenn es nach uns ginge müsste diese Art der Suchmaschinen generell überdeutlich als gewerblich gekennzeichnet werden. Zur Not auch durch gesetzliche Vorschriften. Selbst In deren Heimat, geht der Konzern ja schon recht finsteren Zeiten entgegen. Unlängst wurde dort festgestellt, dass eine Unternehmung die dermaßen umfangreich die Meinung von Millionen Menschen beeinflusst, dringend unter staatliche Kontrolle gestellt werden muss. Wobei es nicht darum geht, ob die Führung des Unternehmens im gesellschaftlichen bzw. politischen Kontext, positiv oder negativ handelt. Es geht schlicht darum, dass langsam allgesellschaftlich erkannt wird welche Auswirkungen es haben könnte (vielleicht sogar schon hat). Gerade im Bereich Information und Informationsverbreitung mögen es die Verwaltungen von Staaten (auch Regierung genannt) überhaupt nicht, wenn ihnen irgend wer ihr Informationsmonopol tatsächlich streitig macht.

    Gruß

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