Wenn Kulturen sich begegnen und nicht bekriegen, verschmelzen sie. Und selbst wenn sie sich bekriegen, verändern sie sich gegenseitig. Aus zwei Kulturen entsteht eine neue. Aber ist das nicht auch irgendwie traurig? Schliesslich bleiben zwei kleine auf der Strecke um einer grösseren zu weichen. Manchmal verschwindet auch nur eine davon, wird von der anderen aufgefressen. Dann entsteht noch nicht mal etwas Neues. Und manchmal löschen sich Kulturen auch gegenseitig aus.
Eins und eins ist also manchmal eins, manchmal zwei, manchmal null, manchmal sogar mehr als zwei. Welches Ergebnis ist das wahrscheinlichste? Von was hängt das ab? Welches Ergebnis ist denn das wünschenswerteste? Und was passiert, wenn nur noch eine einzige Kultur übrig ist? Ist das überhaupt denkbar – oder zerfallen alle Kulturen zwangsläufig wieder in viele Kleine, die sich dann bekriegen und vereinen und wachsen und wachsen und irgendwann wieder zerfallen? Sind die einzelnen, die vielen kleinen Kulturen schützenswert – oder muss man hinnehmen, dass sie in anderen Kulturen aufgehen? Bergen also kulturelle Begegnungen den Keim der Zerstörung?
Man könnte das Wort „Kultur“ in diesem Text auch durch das Wort „Sprache“ ersetzen. Durch welche Wörter noch?
Ideal: echte Instrumente, befreundete Musiker, eine gemeinsame Aufnahme vor Publikum, Kreativität durch Austausch
Wirklichkeit: ein Computer und ein Mikrophon, Garage Band als Software, 3 Stunden allein in einem dunklen schallgedämpften Raum, Kreativität als Fluchtversuch
Was sucht der Mann in der Frau? Die Geliebte, die Gespielin, die Gattin, die Grossmutter, die Glücksfee, die Grüssauguste, die Gluthexe, die Gladiatorin, die Gouvernante, die Göttin, die Gutefreundin, die Grüblerin, die Geneigte, die Gütige, die Güchenchefin? Wieviele Spezialistinnen muss er kennenlernen, um all seine Bedürfnisse zu erfüllen – und wieviele Leben mag das dauern? Oder gibt es die All-Rounderin, die Hundertkämpferin unter den Frauen, die Frau mit den tausend Gesichtern? Und was, wenn die Bedürfnisse von Frauen ebenso kompliziert sind?
Welcher Künstler ist der produktivste: der, der frisch verliebt ist? Oder der, der gerade verlassen wurde und sich in seinem Leid windet? Oder vielleicht der, der seit zwanzig Jahren verheiratet ist und sich seine Abenteuer nur ausdenkt? Inspiriert die Wirklichkeit oder ist sie nur lästiges Rauschen?
„Sehnsucht nach der Sehnsucht“ (1919/2009) [Download]
Ist es nicht eine erfüllende Tätigkeit, sein Leben einer Aufgabe zu widmen, die dem eigenen Charakter und Fähigkeiten entspricht, seine eigene geheime Mission aufzudecken, seine Stärken in Taten zu verwandeln, seinen Platz in Zeit und Raum zu finden und zu erobern? Selbst, wenn er nicht den eigenen Erwartungen entspricht und vergleichsweise banal scheint? Manche haben es da recht leicht, denn:
Wer dumm und schön ist, setzt sich. Siegt. Und schweigt.
Das Foto-Projekt „Augen in der Gross-Stadt“ ging am Sonntag zu Ende. Es gab 13 Einsendungen, leider nicht genug, um damit eine Diashow von über zwei Minuten Länge zu basteln. Deshalb habe ich mich an Flickr vergriffen und Bilder mit Common-Creatives-Lizenz eingebaut. Da bei den Einsendungen auch weit mehr Gross-Stadt (insbesondere Bahnhof) als Augen dabei waren, nahm ich mir die künstlerische Freiheit heraus, nicht alle Einsendungen einzubauen. Tut mir leid, es wäre wohl besser gewesen, vor Projektbeginn eine Art Aufgabenteilung anhand der Liedzeilen zu machen. Aber so ist das nunmal mit den ersten Malen. Ich wäre für ein zweites bereit, sind ja noch einige Lieder übrig.
Und wenn man schliesslich Heidelberg in Wien am Rhein gefunden hat und feststellen muss, dass es nicht seemannslos ist, dann, ja, sollte man dann weiterziehen?
Wenn die eigene Liebe nicht erwidert wird, wenn der blosse Gedanke an das Lächeln der Angebeteten alle Sinneseindrücke überschattet, wenn der Mond da oben und die Welt so blue ist, wenn der blasse Nebenbuhler den Hauptgewinn nach Hause trägt, dann hat sich eine Geschichte zum Millardsten Male wiederholt. Das alte Lied. Die alte Platte. Zum x-sten Male. Ein Lied fürs Grammophon: